Wem gehört das Ackerland? Der Preiskampf um den Boden
vom 10.11.2025
Hier klicken um das Video abzuspielenDie Preise für Ackerland gehen in Norddeutschland seit Jahren steil nach oben, denn die Nachfrage nach Boden ist riesig. Erzeuger erneuerbarer Energien benötigen Flächen, für Bauprojekte müssen Ausgleichsflächen her. Und: Finanzstarke Investoren sehen Boden offenbar als sichere Kapitalanlage. Doch was bedeutet das für die Landwirte, die auf dem Boden wirtschaften? Wird der Acker für sie bald unbezahlbar?
Die Autoren Lennart Banholzer und Simon Hoyme haben zwischen Weser und Oder exklusive Einblicke in die Besitzverhältnisse der regionalen Landwirtschaft recherchiert. Sie treffen Bauern sowie Geldanleger, die sich offenbar von Immobilien auf Agrarland verlagern. Sie kaufen teils ganze Betriebe inklusive der dazugehörigen Flächen.
Für Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) ein Problem, wie sie im Interview mit der NDR Story sagt: "Wir haben zunehmend Unternehmen, die als Kapitalanlage von außen Böden aufkaufen. Zu hohen Preisen. Was sich dann ein Landwirt nicht mehr leisten kann."
Einen Einblick in diesen Handel mit dem Ackerland zu bekommen, ist nicht einfach. Die NDR Reporter stoßen auf einen verschwiegenen Markt, in dem sich niemand gern in die Karten schauen lässt.
Ein Verkauf hat Auswirkungen nicht nur für die Eigentümer, sondern auch für Mitarbeitende und Kunden oder Auftraggeber. "Die Verkäufer wollen in den seltensten Fällen, dass man weiß, dass sie ihren Hof verkaufen wollen", sagt der Agrarmakler Simon Wolk aus Schleswig-Holstein, den die Reporter für die NDR Story begleiten konnten. Er sagt, die meisten seiner Klienten seien Landwirte - außerlandwirtschaftliche Investoren seien die Minderheit.
Ackerland wird von vielen als reine Kapitalanlage genutzt. Für so manchen Landwirt wirkt diese Entwicklung bedrohlich, wie Patrick Rückert aus Mecklenburg-Vorpommern erklärt. Er leitet heute als Geschäftsführer einen großen Betrieb im Osten von Sachsen, der mehr als 3.000 Hektar Acker- und Grünland bewirtschaftet und mehr als 1.000 Milchkühe hält. Die dafür notwendigen 90 Mitarbeitenden kommen alle aus der Umgebung, sagt Rückert.
Sein Betrieb ist in der Gegend ein wichtiger Arbeitgeber. Er ist nach der Wiedervereinigung aus mehreren, in der DDR üblichen Landwirtschaftlichen Produktionsgesellschaften (LPG) hervorgegangen und gehört heute 51 Kommanditisten. Würde ein solcher Betrieb an einen Investor verkauft würden die Arbeitsplätze zusammengestrichen, so befürchtet Rückert.
Die NDR Story versucht, einen offenen, ausgewogenen Einblick in die Besitzverhältnisse von norddeutschem Ackerland zu gewinnen und zeigt die Praxis, wie es veräußert wird. Denn sowohl für Investoren als auch für Landwirte gilt - der Preiskampf wird immer härter, Land wird unglaublich teuer. Wo endet das?
Sender:
Radio Bremen
Sendedatum:
10.11.2025
Länge:
43 min
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