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MDR Dok: Die Händlerinnen vom Polenmarkt

vom 15.10.2023

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Wenn Iwona Salandziak und Aneta Lach morgens um acht ihren winzigen Friseurladen aufschließen, warten schon die ersten Kunden. Dann schneiden sie meistens wortlos und im Akkord die Haare der Deutschen, die zum billigen Tanken und Einkaufen auf den Markt von Leknica kommen. Ein Haarschnitt kostet hier gut die Hälfte weniger als jenseits der Neiße. Schon seit vielen Jahren ist der Markt für seine Kampfpreise berühmt. Erhöhen können die beiden Polinnen ihre Preise nicht. Im Gegenteil: manche Deutsche versuchen sogar noch zu feilschen. „Sie verstehen einfach nicht“, sagt Iwona und zuckt mit den Schultern, „dass unsere Preise doch auch gestiegen sind.“ Die Inflation in Polen liegt bei 16% - deutlich höher als in Deutschland. Aber auf dem Markt von Leknica darf davon nichts zu spüren sein. „Alles dreht sich hier um den Preis“, sagt auch Beata Oberhoffner, die Süßigkeiten und Lebensmittel verkauft. Doch die Geschäfte laufen derzeit schleppend - mit einer Ausnahme: polnische Butter tragen ihre deutschen Kunden gleich im 30er-Pack weg. Aber Beatas Gewinnmargen sind mickrig. Um zu überleben, arbeitet sie sieben Tage die Woche, fährt morgens schon um vier Uhr zum Großmarkt. Ein ähnliches Bild bietet sich am Gardinenstand von Jadwiga Pawlikowska. Die 67-jährige würde am liebsten schon in Rente sein, aber stattdessen näht sie zu einem Kampfpreis Gardinen für die Deutschen. Im Eiltempo, länger als eine Stunde will niemand warten. Der Billigbasar von Leknica ist ein faszinierender wie bedrückender Mikrokosmos, in dem die polnischen Marktfrauen jeden Tag um die Euros der Deutschen kämpfen.
Sender:
mdr
Sendedatum:
15.10.2023
Länge:
44 min
Aufrufe:
72

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