Kultur

Ausgelöffelt - Das Comeback der Suppe

Sie steht für Wohlfühlessen, Wärme und Behaglichkeit, sie soll heilen, kräftigen, aber auch beim Abnehmen unterstützen: Die Suppe. Die Dokumentation blickt über den Tellerrand und taucht ein in die vielfältige Welt der Brühen.

Produktionsland und -jahr:
Datum:
Verfügbar in
D / CH / A
Verfügbar bis:
bis 12.06.2024

Die Suppe gehört zu den ältesten Speisen, bekannt in allen Kulturen. Sie kommt aus dem Würfel, der Dose, dem Glas oder - ganz klassisch - aus dem Topf. Suppen sind Kraftnahrung, Heilmittel, können aus fast allen Lebensmitteln zubereitet werden und erleben immer wieder Revivals auf Plattformen wie TikTok und Co.

Asiatische Köchin füllt Suppe mit großer Kelle in eine Schale
Anna Nguyen von "Nguyens Pho Haus"
Quelle: ORF

Suppen sind die Klassiker des Speiseplans. Während der Coronavirus-Pandemie hat sich der Umsatz von Fertigsuppen im Einzelhandel verdoppelt. Die flüssige Speise gilt als "Urelement der Küche" und wurde laut Historiker*innen bereits in der Steinzeit gekocht.

Viele Familien über Generationen überlieferten Rezepte, jede Kultur ihre eigene Suppentradition. Ob Pho, Miso- oder Tom Kha Suppe, Bouillabaisse, Minestrone, Rindsuppe, Bouillon: Suppen sind im Trend.

Auch in der Kunstwelt finden sie ihren Niederschlag, wie Andy Warhols berühmte Campbell-Dosen beweisen, und wird als Protestform genutzt, etwa, wenn medienwirksam ein Van Gogh-Bild mit ihr beworfen wird.

Suppenterrine mit Schriftzug "Die Suppentrends"
Großmutters Suppentopf
Quelle: ORF

Brühen sollen entschlacken (Fastensuppe), heilen (Hühnersuppe, auch als "Jewish Penicilin" bekannt) oder, von Sterneköch*innen ins Glas gezaubert, ein bisschen Luxus ins traute Heim bringen. Sie werden jeder Ernährungsweise gerecht, ob nun vegetarisch, vegan, oder bei der Paleo-Ernährung.

Der Suppenwürfel ist der Vorreiter des Convenience Foods. 1886 erfand Julius Maggi eine Speisewürze, eine ganze Suppenindustrie entstand im Zuge der Industrialisierung. Bis heute sind unzählige Packerl-, bzw. Tütensuppen entwickelt worden und es werden immer mehr.

Aufsicht auf drei verschiedene Töpfe mit Suppen gefüllt
Suppen gehen immer
Quelle: ORF

Die Kraftbrühe gilt als Heilmittel, Die "Goldene Joich", wie Hühnersuppe im Jiddischen heißt, ist etwa auch als "Jewish Penicilin" bekannt. Maschi Mermelstein kocht die Speise gerne zum Sabbath und schwärmt: "Die Goldene Joich ist wirklich, vielleicht in homöopathischen Dosen oder im psychologischen Sinne, etwas Wohltuendes für den Körper, wenn sie schmackhaft zubereitet wird und im Familienverband von der Kindheit her bekannt ist."

Der Hype um die Suppe reißt nicht ab, Rezeptvideos mit Hashtags wie #SoupTok und #Soup erzielen auf TikTok, Instagram und Co. Milliarden Aufrufe und auf YouTube sieht man, wie sich mit "Souping" - angeblich - Gewicht verlieren lässt.

Seit langem sind Suppen auch ein wichtiger Bestandteil des Fastens. Alexander Graffi leitet Suppenfasten-Retreats im Waldviertler Stift Geras: "Wichtig ist, dass eine Fastensuppe abwechslungsreich ist und wirklich lange gekocht wird. Ich finde das Suppenfasten am leichtesten und gleichzeitig am intensivsten, weil man keinen Hunger hat."

Blick von oben auf sprudelnd kochende Suppe mit Gemüse
Suppe - alles wird verarbeitet
Quelle: ORF

Nicht nur in Retreats, die Speise bringt Menschen auch zu anderen Gelegenheiten zusammen.

Das Berliner Nachbarschaftsprojekt "Suppe und Mucke" organisiert Suppenfeste unter dem Motto "unkommerziell, selbstorganisiert, umsonst & draußen". Hier lernt man sich kennen und kommt beim Schlürfen ins Gespräch: "Das ist das Schöne an der Suppe.

Da kann man gar nicht so viel falsch machen. Am Ende kann man es immer ein bisschen würzen und dann schmeckt es schon", scherzen Martin und Constanze. Und sie ist das perfekte Zero Waste Essen.

Blick in eine Großküche
Caritas Suppentopf - da müssen viele satt werden
Quelle: ORF

Molekularbiologe Fritz Treiber ist der Leiter Geschmacklabors an der Uni Graz und postuliert: "Suppe ist sehr dankbar, wenn es um die Nachhaltigkeit geht. Also wunderbar, dass ich aus den Resten, die nicht unbedingt in den Biomüll müssen, einen Fond mache, der die Basis der Suppe ist."

Seit Jahrhunderten soll die Speise alle satt machen, denn Suppenbusse mit Freiwilligen, die Armutsbetroffenen heiße Suppe und Brot bringen, sind weiterhin in vielen Städten, so auch in Wien, im Einsatz. Die Dokumentation blickt über den Tellerrand und zeigt die vielen Gesichter, sowie die Kulturgeschichte der flüssigen Mahlzeit.

Eine Dokumentation von Constanze Grießler

Rezept zum Nachkochen - rechtzeitig zur Schnupfenzeit:

"Goldene Joich" von Maschi Mermelstein

Zutaten:

5 Liter kaltes Wasser
3 Hühnerkeulen, Flügel, Hälse und Mägen, zusammen ca. 3,5 kg Hühnerfleisch
3 große Karotten, geschält und halbiert
3 Sellerierippen in 3 cm große Stücke geschnitten
1 Zwiebel, mit Schale, halbiert
1 große Petersilienwurzel, in Scheiben geschnitten
1/2 Poree in 3 cm große Stücke geschnitten
1/2 Bund Dill
1 Bund glatte Petersilie
1 TL Kurkuma
Im Gewürzsäckchen: 1/2 EL ganze Pfefferkörner, 2 Lorbeerblätter, 1 gehäufter TL gemahlene Koriandersamen, 1 gehäufter TL Thymian (wenn möglich: 4 chinesische weiße Kardamomkapseln - Kapulaga)

Zubereitung:

Die Hühnerteile gut waschen, in den Kochtopf legen und mit kaltem Wasser aufgießen. Einmal aufkochen lassen und den aufsteigenden Schaum immer wieder abschöpfen, denn beim Garen entstehen Trübstoffe. Sie sind nicht schädlich, werden aber, um eine "klare" Suppe zu erhalten, herausgefiltert.

Wenn wir koscheres Hühnerfleisch verarbeiten ist es besser, man ist mit dem Salzuen vorsichtig, da während des "Koscher-machens" das Fleisch bereits gesalzen wurde, um ihm so viel Blut wie möglich zu entziehen.

Nach einer 1/2 Stunde köcheln kommt das Kräutersäckchen und Kurkuma dazu und die Suppe wird gesalzen. Dann gibt man das kleingeschnittene Gemüse in den Suppentopf.

Damit sich der Geschmack richtig entfalten kann, lässt man die Suppe mindestens 90 Minuten, am besten aber rund drei Stunden auf kleiner Flamme dahinkochen.

Nachdem alle Zutaten so lange gar gezogen sind ist das Gemüse schon relativ matschig. Wer möchte, kann das mitgekochte Gemüse aus der Suppe nehmen und frisches Gemüse - Karotten, Sellerie, Lauch oder auch Zucchini - würfeln, dazu geben und nochmals ca. 20 min. köcheln.

Um eine klare "Goldene Joich" zu erzielen wird die Flüssigkeit erst durch ein Sieb gegossen und dann nochmals durch ein mit Küchenpapier ausgelegtes Sieb, damit alles herausgefiltert wird. Falls zu viele Fettaugen auf der Oberfläche schwimmen, kann man einmal mit einem Küchenpapier darüber fahren.

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