Aus Liebe zum Leben: Artenschutz

Der Steinadler, einer der größten und beeindruckendsten Greifvögel, einst in Europa weit verbreitet, wäre beinahe ausgestorben. Jahrhundertelang wurde der Steinadler stark bejagt, da er lange als Jagdkonkurrent des Menschen und Feind der Nutztiere galt. Nur die schwer zugänglichen Regionen der Alpen bildeten für ihn ein Refugium. Heute leben hier noch rund 2000 Tiere. Der Bestand gilt derzeit als stabil, aber von der IUCN wird der Steinadler als schutzwürdig eingestuft. Die Räuber und Aasfresser sind echte Langstreckenflieger und legen täglich im Schnitt 275 Kilometer zurück.

Im Rahmen eines Forschungsprojekts des Max-Planck-Instituts für Verhaltensbiologie in Kooperation mit der Vogelwarte Sempach werden Steinadler, davon jährlich rund 20 Jungtiere, mit Telemetrie-Sendern ausgestattet, deren Signale von einer Antenne auf der internationalen Raumstation ISS eingefangen werden. Das Projekt Icarus ist eine globale, satellitengestützte Tierüberwachungseinheit. Es ermöglicht, die Aufenthaltsorte und Bewegungen Tausender Tiere gleichzeitig feststellen. Die Routen von Tieren, die regelmäßig größere Strecken zurücklegen, lassen sich so viel leichter untersuchen als früher. Neben den GPS-Bewegungsdaten können die Forscher über das „Internet der Tiere“ – wie Icarus bezeichnet wird – Informationen über die körperliche Verfassung eines Tieres abrufen, wie zum Beispiel Körpertemperatur, Puls oder sogar Zucker- und Sauerstoffgehalt des Bluts, sowie Umgebungsdaten wie Temperatur, Luftdruck und Wind- oder Strömungsgeschwindigkeiten.

Auch der Jungsteinadler im Bild – trotz seiner Größe ein nur 50 Tage altes Küken – wurde im Rahmen des Icarus-Projekts besendert. Wenn er den Horst verlässt, wird man weiterhin wissen, wo er sich befindet und wie es ihm geht. Übrigens: Jeder kann selbst aktiv werden und an der Forschung teilnehmen. Icarus profitiert vom Input der vielen Hobby-Tierbeobachter weltweit. Mit der Animal Tracker App fürs Smartphone lassen sich die Routen von Adlern, Weißstörchen und vielen anderen Wildtieren auf der ganzen Welt fast in Echtzeit verfolgen.

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Die Korallenriffe unseres Planeten beherbergen einen unschätzbaren Artenreichtum. Fremdlinge, wie der eingeschleppte Rotfeuerfisch in der Karibik, können jedoch das sensible Gleichgewicht der Riffe stören. Die invasive Art frisst rund 80 Prozent aller Jungfische. Naturschützer machen gezielt Jagd auf den Rotfeuerfisch, doch das kann seinen Vormarsch kaum aufhalten. Wegen seiner Giftstacheln hat er fast keine natürlichen Feinde. Nur der karibische Riff-Hai macht um den Feuerfisch keinen Bogen. Sein Maul scheint unempfindlich gegenüber den giftigen Stacheln. Für die Lebensgemeinschaft am Riff ist er besonders wichtig.

Haie sind Schlüsselarten in verschiedenen Lebensräumen, sogenannte Keystone Species. Als Räuber an der Spitze der Nahrungspyramide sorgen sie für ein gewisses Gleichgewicht zwischen den Arten. Ohne Haie sterben die Korallenriffe. Denn wenn der große Räuber fehlt, vermehren sich etwa Barracudas ungehindert. Barracudas machen vor allem Jagd auf Papageifische, die wiederum die Algen von den Korallen knabbern. Ohne Papageifische ersticken die Korallenpolypen unter den Algen, und das Riff beginnt zu sterben.

Haie sorgen für intakte Riffe und damit für natürlichen Küstenschutz. Mindestens 300 Millionen Menschen weltweit sind dadurch vor Stürmen und Wellen abgeschirmt. Außerdem machen sie Nährstoffe aus dem Tiefenwasser für das Leben weiter oben verfügbar, was die Fische anlockt. Davon profitieren wiederum Milliarden Menschen. Ohne Hai fehlt der entscheidende Baustein für ein stabiles Riff-Ökosystem. Oder anders gesagt: Schützt man den Hai, so kann man allein damit ein ganzes Ökosystem bewahren.

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Im Artenschutz ist die Suche nach den Keystone Species entscheidend. Eine wichtige Rolle im Netzwerk der Natur spielen gerade die Kleinen: Auf rund ein Drittel der weltweiten Nahrungsmittelproduktion müssten wir ohne Bienen und andere bestäubende Insekten verzichten. Zahlreich sind daher die Aufrufe zum Bienenschutz. Doch vom Aussterben bedroht ist nicht die Westliche Honigbiene, Apis mellifera, die als weltweit gehaltene Nutztierart von den Imkern gut betreut wird, sondern ihre wilde Verwandtschaft. Es gibt in Deutschland rund 600 Wildbienenarten, etwa die Hälfte ist gefährdet. Es fehlt ihnen an Nistmöglichkeiten, und das Nahrungsangebot reduziert sich immer mehr.

Naturbelassene Wiesen, auf denen Wildbienen leben können, werden seltener. Die meisten Wildblumen wachsen an Standorten mit nährstoffarmem Boden. Das liegt daran, dass Pflanzen einer Art, die denselben Nährstoffmix brauchen, auf solchen Böden nicht dicht beieinander wachsen können. Zwischen ihnen gedeihen andere Pflanzen, die einen unterschiedlichen Nährstoffmix benötigen. Auf diese Weise ist für Artenreichtum gesorgt. In der modernen Landwirtschaft dagegen wird intensiv gedüngt. Nährstoffarme Böden verwandeln sich so in nährstoffreiche. Der Mensch greift damit tief in den natürlichen Stoffkreislauf ein. Rund die Hälfte der Fläche Deutschlands wird landwirtschaftlich genutzt. Daher gilt die Landwirtschaft als eine der Hauptursachen für das Artensterben.

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Faszination Erde mit Dirk Steffens – Aus Liebe zum Leben: Artenschutz
Erstausstrahlung ZDF: 8. November 2020, 19.30 Uhr

Buch und Realisation Nora Bergenthal, Frank Siegwart

Redaktion TV Christiane Götz-Sobel
Redaktion Online Katja Treu