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Traumschiffe als Luftverschmutzer?

Montag, 02. Dezember 2019, 22:00 bis 22:45 Uhr

Der Boom der Kreuzfahrtindustrie hält ungebrochen an, trotz Klimadebatte. Kreuzfahrt ist eine Reisemode für die Massen geworden, erschwingliche Preise machen es möglich. 2,23 Millionen Deutsche sind 2018 auf Kreuzfahrt gegangen, mehr als jemals zuvor. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet das ein Plus von drei Prozent. Vor 20 Jahren machten gerade einmal 300.000 deutsche Passagiere eine Kreuzfahrt.

Gesundheitliche Belastungen durch Kreuzfahrtschiffe

Doch auf wessen Kosten expandiert diese schwimmende Freizeitindustrie? Was sind die Schattenseiten des Milliardengeschäfts? Leidtragende sind zum Beispiel Anwohnerinnen und Anwohner der Hafenstädte an Nord- und Ostsee, aber auch im Mittelmeer, die durch Schiffsabgase gesundheitlichen Belastungen ausgesetzt werden.

Umfangreiche Untersuchungen der Universität Rostock und des Helmholtz Zentrums München bestätigen, dass Feinstaub aus Schiffstreibstoffen gefährliche Wirkung für Menschen haben kann: Entzündungen in der Lunge und Schlaganfälle sind mögliche Folgen.

Abgas-Reduzierung: Welche neuen Techniken gibt es?

Schon im Jahr 2014 hat Autor Andreas Orth für den NDR über dieses Thema berichtet. In den vergangenen Jahren hat die Kreuzfahrtindustrie immer wieder umweltfreundlichere Schiffe propagiert. Doch was ist wirklich geschehen? Die Dokumentation untersucht, ob die angekündigten Lösungen wie Landstrom oder moderne Antriebe wie Flüssiggas tatsächlich eingesetzt werden und auch Wirkung zeigen.

Während die Kreuzfahrtindustrie neue Techniken ausprobiert, ist in vielen deutschen Häfen bisher wenig geschehen. Probleme gibt es auch mit den überregionalen Auswirkungen der Schiffsabgase, die weiter landeinwärts mit Abgasen aus der Landwirtschaft reagieren.

Schiffstourismus bringt auch wirtschaftliche Schäden mit sich

Umfassend werden neben den Umweltbelastungen auch die wirtschaftlichen und sozialen Schäden, die in den Zielhäfen der Traumschiffe entstehen, recherchiert: Einwohnerinnen und Einwohner in kleinen Siedlungen in den Fjorden Norwegens werden von Touristen überrannt. Venedig fürchtet um die Bausubstanz der Gebäude. Das Geld der Touristen aber bleibt meist vor allem in den Kassen der Reedereikonzerne. Immer mehr Städte wollen deshalb die Anzahl der Traumschiffe begrenzen, die bei ihnen anlegen.

Produktionsleiter/in
Kathrin Becker
Redaktion
Sabine Reifenberg
Regie
Andreas Orth
Autor/in
Andreas Orth
Produktionsleiter/in
Tim Carlberg

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